Langfristig ist mit Finanzlücke zu rechnen
erschienen im Traunstener Tagblatt am 24.11.2023, Bericht: Pia Mix
Traunreut. Im Rahmen der Herbstsynode des evangelischen Dekanats Traunstein gab der Leiter des Verwaltungsstandortes Traunstein Richard Graßl die Jahresrechnung 2022 bekannt und informierte über anstehende Neuerungen. Das Ergebnis der Jahresrechnung im Dekanat fiel nach seinen Angaben sehr positiv aus. Am Ende konnte ein Plus in Höhe von rund 210.000 Euro verbucht werden. Weniger erfreulich seien jedoch die Zukunftsaussichten, daher sei ein solches Polster wichtig.
Auf allen Ebenen der Evangelischen Kirche ist mit einer Finanzierungslücke zu rechnen. Konkret schlägt sich das bereits in der Planung für den Verwaltungsverbund nieder, der für das Gebiet des Dekanats Traunstein und zweier weiterer Dekanate umfassend Verwaltungsleistungen erbringt. Während nämlich die Pflichtaufgaben – auch durch staatliche Rahmenbedingungen - immer umfangreicher werden, sieht die Landeskirche keine Anpassung des Budgets vor. So würden Tarifsteigerungen und gestiegene Sachkosten nicht durch die Landeskirche refinanziert. „Die Gemeinden müssen das selber aufbringen“, erläuterte Richard Graßl sowohl im Bereich ihrer eigenen Mitarbeiter wie auch, über eine Umlage, für die im Verwaltungsverbund.
Er führte weiter aus, dass vor diesem Hintergrund die Immobilienkonzeption, beginnend über die einzelnen Kirchengemeinden und koordiniert durch das Dekanat, noch mehr Bedeutung bekommt. Eine Neuerung gibt es hier im Bereich Gemeindehäuser. Die direkte Förderung durch die Landeskirche endet mit dem Jahreswechsel und wird auf die Dekanate übertragen. In Traunstein soll eine sehr überschaubare Förderung auf Dekanatsebene ab 2029 kommen, da ein Altfall vorliegt.
Wie Graßl außerdem erklärte, muss der Gebäudebestand der Kirchengemeinden auf die langfristige inhaltliche Entwicklung jeder einzelnen Gemeinde ausgerichtet werden, umweltgerecht und finanziell dauerhaft leistbar sein, denn: „Gemeindehäuser und – flächen müssen zukünftig faktisch durch die Kirchengemeinden und Drittmittel finanziert werden.“ Die Richtgröße für Gebäude werde von zehn Quadratmetern Fläche je 100 Gemeindemitglieder auf fünf Quadratmeter reduziert. Für alles, das primär nicht mehr kirchlich gebraucht wird oder weniger sinnvoll ist, solle man sich auf die Suche nach anderweitiger Nutzbarkeit oder Verwertbarkeit machen.
Die Information über die bevorstehende Finanzierungslücke rief in der Synode Widerstand hervor. Präsidiumsmitglied Dr. Andreas Schroter meinte: „Es kann doch nicht sein, dass dem Verwaltungsverbund per Kirchengesetz Aufgaben vorgeschrieben, aber die Mittel dafür nicht zur Verfügung gestellt werden. Dann werden gewisse Aufgaben nicht mehr erfüllbar sein.“ „Wo bleibt da der Sturm der Entrüstung und wo spart die Landeskirche?“, wollte ein Mitglied der Synode wissen. Dekan Bertram informierte darüber, dass sich die Landeskirche in einem gigantischen Transformationsprozess befinde und ebenfalls alle Abteilungen nach Einsparmöglichkeiten untersuche. „Wir sind bis jetzt noch gut aufgestellt und handlungsfähig“, versuchte er zu beruhigen. Künftig müsse man vor allem die Situation bei den Immobilien überprüfen. Traunreuts Pfarrer Stefan Hradetzky: „In allen Bereichen wird es ein weiter wie bisher nicht geben.“ In den Städten sei die zu erwartende Finanzierungslücke wohl vorerst noch auszugleichen, aber in manchen kleineren Gemeinden „geht es ans Eingemachte“, lautete eine Meinung aus der Versammlung. Dabei sei die Gemeindearbeit doch das Wichtigste. Der Dekanatsausschuss erhielt den Auftrag, sich mit den vorgebrachten Bedenken an die Landessynode zu wenden. - mix
Neue Pfarrerin ins Amt eingeführt
Traunreut. In der Herbstsynode des Evangelischen Dekanats Traunstein im Wilhelm-Löhe-Zentrum hatte Dekan Bertram in seinem Bericht eine Reihe von Änderungen im Personalwesen im Dekanat zu berichten. So konnte er einige neue Hauptamtliche aufzählen, die seit kurzen im Dekanat arbeiten oder ab Anfang 2024 ihren Dienst antreten. Besonders hob er hervor, dass ab ersten Februar der Brasilianer Dr. Joevan Caitano die Kirchenmusik im Norden des Dekanats als dritter Dekanatskantor unterstützen wird. Die neue Pfarrerin Daniela Herrmann, die seit 1. September eine halbe Stabsstelle im Dekanat hat, wurde im Rahmen der Synode offiziell ins Amt eingeführt. Neben Dekan Bertram standen ihr der Traunreuter Pfarrer Stefan Hradetzky und Carmen Baumgärtner vom Präsidium zur Seite und sprachen ihre Segenswünsche aus. Pfarrerin Herrmann ist gleichzeitig neue Präventionsbeauftragte im Dekanatsbezirk. Der Dekan zeigte sich mit der bisherigen Umsetzung des Landesstellenplanes und der aktuellen Besetzung der Stellen zufrieden, wenn auch noch immer einige offen sind und momentan nicht besetzt werden können. Es gehe dabei um die Pfarrstelle Burghausen/Burgkirchen, die zweite Pfarrstelle Trostberg, die Jugendarbeit Südwest, die Krankenhausseelsorge im Innklinikum und die Springerposten Nord sowie Süd.
Unter der Überschrift „Miteinander stärken“ betonte Dekan Bertram, man müsse über den Tellerrand hinausschauen, einander kennenlernen, schauen, „was haben wir für Stärken, die wir mit unseren Nachbargemeinden teilen möchten?“, untersuchen, wie bestehende Angebote innerhalb der Region vernetzt beziehungsweise beworben werden können. Eine große Rolle spielt aktuell das Schutzkonzept, das jede Kirchengemeinde künftig haben muss. Das erklärte Ziel sei: „In unseren Kirchengemeinden sollen Übergriffe so schwer wie möglich sein.“ Bis Ende 2025 haben die Gemeinden Zeit, ein eigenes Konzept zu erstellen, es gebe dafür Vorlagen und die Präventionsbeauftragte biete Unterstützung an. Die Erstellung der individuellen Schutzkonzepte bedeute Bewusstseinsbildung, Basisschulungen aller Haupt- und Ehrenamtlichen, Analyse von Schwachstellen und Potentialen, einen verbindlichen Verhaltenskodex für alle Mitarbeitenden. Informationen gibt es auf der Seite www.aktiv-gegen-missbrauch-elkb.de.
Im Rückblick auf das zu Ende gehende Jahr erinnerte Dekan Peter Bertram an die Jubiläumsfeier anlässlich 75 Jahre Dekanat und Diakonie Traunstein. Er ging auch auf den Generationenwechsel beim Diakonischen Werk ein. Zweite Vorsitzende Margarete Winnichner, die kürzlich verabschiedet wurde, wird ersetzt durch Martin Schmid. Ihre Aufgabe als Fachbereichsleitung Kinder-, Jugend- und Behindertenhilfe übernimmt Matthias Kunz. Für Kurt Schmoll wird künftig Markus Schneider die Fachbereichsleitung Seniorenhilfe übernehmen und die Leitung der Fachakademie Traunstein hat nach dem Abschied von Pfarrer Michael Väth Barbara Berger inne.
Der Dekan erinnerte schon jetzt an die Kirchenvorstandswahl im Oktober 2024 und bat darum, rechtzeitig Kandidaten zu suchen: „Die evangelische Kirche lebt davon, dass Menschen Verantwortung übernehmen und ihre Kirche mitgestalten, mit ihrem Sachverstand, ihrer Persönlichkeit und ihrem Glauben. Die Mitglieder des Kirchenvorstands tragen die Verantwortung für die Gemeinde.“ Die nächste Frühjahrssynode des Dekanats Traunstein findet am 13. April 2024 statt.
Musik ist gesund und macht glücklich
Traunreut. Die Herbstsynode des evangelischen Dekanats Traunstein befasste sich mit dem Schwerpunktthema „Kirchenmusik“. Dekan Peter Bertram betonte in seiner Einführung: „Musik ist gesund, hilft Ängste abbauen und macht glücklich.“ Schon Luther habe eine aktive Beteiligung der Gemeinde im Gottesdienst mittels gefordert, indem die Leute mitsingen sollten. „Die Musik war der Herzschlag der Reformation, der evangelische Choral geht auf Luther selber zurück“, so der Dekan. Luther habe auch gesagt: „Musik macht gelinder, sanftmütiger, vernünftiger.“
Wie Landeskirchenmusikdirektor Ulrich Knörr ausführte, gibt es in Bayern 104 hauptamtliche Kantorenstellen, in ganz Deutschland rund 1800. Die Kantorinnen und Kantoren werden an den staatlichen Kirchenmusikhochschulen ausgebildet. Derzeit seien circa 400 Studierende eingeschrieben. Die Kirchenmusik stelle ein Zeugnis des Glaubens dar, bilde Gemeinschaft, solle Glaubend und Zweifelnde zusammenführen und sei mit allen übrigen Angeboten in den Kirchengemeinden vernetzt. Dass das Dekanat Traunstein zu seinen beiden Dekanatskantoren noch einen dritten dazubekommt, nennt Knörr „singulär“ in Bayern: „Ich kenne kein anderes Dekanat, das selber eine Kirchenmusikstelle eingerichtet hat.“
Ulrich Knörr informierte die Synode über die Prüfungsvoraussetzungen für Kantoren, die dann auch selber andere Menschen für die Kirchenmusik begeistern und ausbilden sollen. Seit den 1950er Jahren sei der hauptamtliche Kantor ein Berufsstand, bei dem auch Quereinsteiger willkommen seien. In Bayern gibt es nach seinen Worten drei Hochschulen, die Kirchenmusiker ausbilden in Würzburg, Bayern und Bayreuth. Der Referent verwies auch auf die Orgel- und Glockensachverständigen, die man zu Rate ziehen könne, und fordert auf, Chöre aller Art zu unterstützen und zu fördern. In der Pandemie hätten viele von ihnen arg gelitten und müssten erst wieder aufgebaut werden.
Wie es um die Kirchenmusik im Dekanat Traunstein bestellt ist, erzählten und zeigten die beiden Dekanatskantoren Matthias Roth und Matthias Bertelshofer. Demnach gibt es 37 musikalische Gruppen mit 680 Mitgliedern, die rund 280 Auftritte in Gottesdiensten pro Jahr absolvieren und zusätzlich etwa 170 Auftritte außerhalb der Gottesdienste. 30 Orgeln von klein bis groß gibt es im Dekanat und 33 weitere größere Instrumente. 70 Kirchenmusiker arbeiten auf Honorarbasis, 45 sind fest angestellt. Die beiden Kantoren geben Orgelunterricht und haben Schüler von 13 bis 85 Jahre. Die beiden sind sich einig: „Wir brauchen Nachwuchs auf allen Ebenen, sind immer auf der Suche nach begeisterungsfähigen Menschen.“ Die beiden erzählten aber nicht nur, sondern sangen mit den Synodalen auch mehrere Lieder. - mix