Herbstsynode des Evangelischen Dekanats Traunstein: Landesstellenplan wird Zug um Zug umgesetzt

Über eine Reihe von Themen berichtete das Präsidium des Dekanats: (von links) Carmen Baumgärtner, Dekan Peter Bertram, Dr. Andreas Schroter
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Landesstellenplan wird Zug um Zug umgesetzt

 

erschienen im Traunsteiner Tagblatt vom 21.11. 22, Text und Bild: P. Mix

 

Traunreut – In der Herbstsynode des Evangelischen Dekanats Traunstein im Saal des Wilhelm-Löhe-Förderzentrums stand erneut der Landesstellenplan im Fokus, der Zug um Zug umgesetzt wird.

Der Landesstellenplan war bereits in der Frühjahrssynode zur Sprache gekommen. Und auch andere Themen behandelte man jetzt: Alle Immobilien im Besitz der Evangelischen Kirche müssen angeschaut werden. Es wird künftig weniger Pfarrdienstwohnungen im Besitz der evangelischen Kirche geben.

Dekan Peter Bertram eröffnete die Synode mit einem Friedensgebet und betonte, dass in der jetzigen Zeit der Katastrophen Gott die Welt nicht egal sei. »Er wird es richten«, ist Bertram zuversichtlich. Der Dekan erläuterte in seinem Bericht noch einmal die schon in der Frühjahrssynode vorgestellte, neue Landesstellenplanung. Im Dekanatsbezirk Traunstein seien demnach 40,5 Stellen zu verteilen, das bedeute eine Reduzierung von 3,25 Stellen zum bisherigen Plan.

Erste Veränderungen habe es bereits gegeben, da Pfarrer und Pfarrerinnen auf eigenem Wunsch an neue Stellen wechselten beziehungsweise zu Beginn des kommenden Jahres wechseln würden oder kürzlich in Ruhestand gegangen seien. »Es finden schon Schritte in Richtung neuer Landesstellenplan statt«, so der Dekan.

In der Region Nordwest sind entsprechend dem Plan künftig eine Pfarrstelle in Töging vorgesehen und jeweils zwei in Mühldorf und Waldkraiburg. In der Region Nordost sind drei Pfarrstellen in Altötting geplant, je eineinhalb in Burghausen und Burgkirchen. In der Region Südost gibt es eine Pfarrstelle in Laufen, zwei in Freilassing und Bad Reichenhall sowie eineinhalb in Berchtesgaden. In der Region Südwest hat Übersee eine halbe, Marquartstein eine ganze Stelle und Ruhpolding eineinhalb. Die Stellen in den Krankenhäusern wurden von einer auf eineinhalb erhöht, Tourismusseelsorge ist mit eineinhalb Stellen gleichgeblieben, die Stabsstelle Dekanat hat neu eine halbe Stelle bekommen ebenso wurde je eine halbe Stelle Springer für den Norden und den Süden neu geschaffen und eine Stelle für die Dekanatsjugend. Die Kirchenmusik wird Zug um Zug im Norden gestärkt. Dekan Bertram ist sicher: »Die Umstellung bis 2024 wird gelingen.«

Als eine der kommenden Herausforderungen im Dekanat sieht er die »regio-lokale« Kirchenentwicklung und die Frage »Wie können wir gemeinsam Kirche sein?«. Man müsse die Angebote immer wieder überdenken, sich auch einmal fragen, »brauchen wir das noch«, und sich von manchem verabschieden. Ziel sei es, die Region als gemeinsamen Gestaltungsraum wahrzunehmen. »Es geht nur gemeinsam«, ist Peter Bertram überzeugt.

Eine zweite große Herausforderung stellen die Immobilien dar. In den Jahren 2008 bis 2019 wurden circa 2000 Baumaßnahmen mit einem Umfang von rund 227,5 Millionen Euro und einer landeskirchlichen Beteiligung von 161,3 Millionen Euro durchgeführt. Die prognostizierten Zahlen zeigen jedoch, dass es bei den Immobilien Veränderungen geben wird und geben muss. Da es künftig immer weniger Pfarrer und Pfarrerinnen geben wird, muss gleichzeitig auch die Zahl der Wohnungen im Eigentum der Kirchengemeinden zurückgehen.

Ebenso sieht es mit den kirchlichen Immobilien aus, da die Mitgliederzahl in der Evangelischen Landeskirche Bayern (ELKB) rückläufig ist. 2001 waren es noch 2,7 Millionen, 2021 nur noch 2,2 Millionen. Dekan Bertram: »Mit dem Rückgang der Mitglieder der ELKB sinkt die Zahl der Nutzer von kirchlichen Immobilien, es verringert sich der Bedarf.« Außerdem sinken seinen Angaben zufolge die Einnahmen aus der Kirchensteuer. Der Bestand an Immobilien in kirchlichem Eigentum müsse daher noch stärker an den voraussichtlichen Bedarf angepasst werden. Nach ersten Bestandsaufnahmen stehe fest: »Der Bestand an Pfarrdienstwohnungen in kirchlichem Eigentum wird bis 2035 um circa 34 Prozent reduziert.« 1990 habe man bei der Planung des Raumprogramms in Gemeindehäusern noch zehn Quadratmeter pro 100 Gemeindemitglieder angesetzt, jetzt seien es nur noch fünf Quadratmeter. Denkbar sei daher in Zukunft auch die gemeinsame Nutzung vorhandener Gemeindehäuser durch mehrere Kirchengemeinden, auch über Pfarrei- und Dekanatsgrenzen hinaus.

Richard Graßl legte in der Herbstsynode die Jahresrechnung 2021 vor. Das Jahr wurde abgeschlossen mit Einnahmen in Höhe von rund 810.000 Euro und Ausgaben von 650.000 Euro. Somit ergab sich in der Jahresrechnung ein Plus in Höhe von 160.000 Euro. Richard Graßl führte aus: »Die Einnahmen sind gestiegen, bei den Ausgaben wurde der Haushaltsansatz nahezu punktgenau erreicht.« Und er betonte auch: »Das Dekanat ist finanziell sehr solide für die Zukunft gerüstet.«

 

Dekanatssynode: Berichte und Austausch zu sieben Themenfeldern

erschienen am 24.11.22 im Traunreuter Anzeiger, Text: P.Mix

Traunreut. In der Herbstsynode des evangelischen Dekanats Traunstein gab es Berichte zu sieben Themenfeldern. In kleinen Gruppen diskutierten die anwesenden Synodalen über die Bereiche Diakonie, Jugend, Kirchenmusik, Landessynode, Partnerschaftsarbeit, Schule und Verwaltung. Nach zwei Stunden Austausch gab es eine kurze Zusammenfassung der jeweils besprochenen Punkte. Die Art und Weise der Berichte und die Möglichkeit, sich im kleinen Kreis darüber auszutauschen, wurde von den Anwesenden sehr begrüßt.

Dekanatsmissionspfarrer Dr. Josef Höglauer stand Rede und Antwort zum Partnerschaftsprojekt mit Tansania. Zwischen den Dekanaten Mpwapwa und Traunstein besteht seit über 30 Jahren eine Partnerschaft, und es gibt auch zwischen einzelnen Gemeinden der beiden Dekanate Partnerschaften. Verschiedene Projekte in Tansania werden aus Traunstein unterstützt. Dazu gehört ein Projekt zur Ernährungssicherung in Formvon Seminaren für nachhaltige Bewirtschaftung der Felder.  In diesem Jahr konnte im Rahmen der Partnerschaft auch ein neues Dekanatsauto angeschafft werden, und es gibt einen Waisenfonds sowie Schülerstipendien. In den 30 Jahren der Zusammenarbeit konnte damit bereits über 800 Kindern ein höherer Schulabschluss ermöglicht werden. Pfarrer Höglauer betonte, wichtig sei noch Werbung, um weitere Ehrenamtliche in allen Bereichen zu gewinnen. Diese müsse man dann auch nach ihren Vorstellungen gestalten lassen.

Gabriela Hofmann, Leiterin des Schulreferats, berichtete vom Religionsunterricht, der elementarer Bestandteil des Bildungsauftrags von Schule und Kirche sei. 322 000 Schülerinnen und Schüler würden aktuell am evangelischen Religionsunterricht in Bayern teilnehmen. Sie würden von 47 Prozent staatlichen und 53 Prozent kirchlichen Lehrkräften unterrichtet werden, darunter Religionspädagogen, Gemeindepfarrer und Pfarrer im hauptamtlichen Schuldienst. Im Dekanatsbezirk gebe es aktuell neun Religionspädagoginnen, einen Religionspädagogen, fünf Katechetinnen, 22 Gemeindepfarrer oder –pfarrerinnen und zwei Pfarrerinnen im Schuldienst. Der Einsatz erfolge oft an mehreren Schulen und bedeute viel Fahrzeit. Gabriela Hofmann resümierte, der Religionsunterricht biete „gute Chancen für Kirche und Gesellschaft“. Wichtig seien die Kontaktpflege, Qualifizierung und Begleitung der Lehrkräfte.

Geschäftsführer Andreas Karau vom Diakonischen Werk Traunstein ging in seinem Bericht auf den eklatanten Fachkräftemangel ein, auf Hilfen für Flüchtlinge, Auswirkungen der Inflation und Energiekrise, die Gefahr von Cyberkriminalität auch in der Wohlfahrtspflege und kündigte an, dass 2023 wieder der Dietrich-Bonhoeffer-Preis an Projekte von jungen Menschen vergeben wird. Er bedankte sich für den regen Austausch und betonte, dass all diese Dinge gesamtgesellschaftliche Aufgaben darstellten. Andreas Karau mahnte noch an: „Wir müssen mehr ausbilden und brauchen dafür Räume. Der Bedarf ist groß.“

Auswirkungen auf musikalische Gestaltung Ihre Vorstellung im Bereich Kirchenmusik brachten die beiden Dekanatskantoren Matthias Bertelshofer und Matthias Roth zum Ausdruck. Sie gingen auf die Fragen ein, welche Auswirkungen hohe Austrittszahlen und weniger Mittel auf die musikalische Gestaltung der Gottesdienste haben könnten, ob gemeindeübergreifende Ensembles „Fluch oder Segen“ sind, die Psalmen „Schatz oder Belastung“. In Bezug darauf, dass die Kantoren für große Bereiche zuständig sind, stellten sie außerdem die Frage „Kontinuität und Qualität versus Rastlosigkeit und Quantität?“ In der Diskussion mit den Synodalen sei klargeworden, dass in der Kirchenmusik die Vielfalt gefördert werden sollte und kein „Einheitsbrei“ gewünscht werde. Ein Sing-Workshop wurde angeregt.

Zum Thema Jugendarbeit sprach Diakon Bernd Rohrbach: „Mit viel guten Vorschlägen und Ideen, viel ehrenamtlichem Engagement und konstruktiv kontroversen Diskussionen wurde ein zukunftsorientiertes Konzept für die Kinder- und Jugendarbeit im Dekanat Traunstein erarbeitet. Jetzt geht es an die Umsetzung.“ Das Leitbild der evangelischen Jugend sei „Entdecken, Erleben, Hinterfragen, Bewegen“. Als Ergebnis der Diskussion stellte er fest, dass die Kooperation verschiedener Bereiche gewünscht werde und man die Jugendarbeit noch weiter voranbringen müsse, um „den Glauben an die nächste Generation weiterzugeben“.

„Verwalten und Gestalten“ hieß das Thema von Richard Graßl, und es ging dabei um den Verwaltungsverbund Bad Tölz – Rosenheim– Traunstein. Seine Themen waren vor allem die Finanzierung bei steigenden Kosten und die gemeindliche Immobilienkonzeption. Richard Graßl fasste zusammen, dass im Bereich Immobilien doch noch viele Fragen offen seien und praxisorientierte Lösungen gefunden werden müssten.

Diakon Robert Münderlein hatte das Thema „Landessynode – was steht an?“. Er betonte: „Allen Beteiligten ist bewusst, dass aufgrund der bereits eingetretenen und zu erwartenden Mitglieder-, Personal- und Finanzentwicklung die Leitungsstrukturen der ELKB auf ihren verschiedenen Ebenen neu gedacht werden müssen.“ Wichtig sei bei allen Überlegungen, dass die Kirchengemeinden vor Ort möglichst gut gestalten können und in der Umsetzung frei sind. „Das ist eine Riesenherausforderung“, so Münderlein. „Weniger Personal im Pfarrdienst und kleiner werdende KirchengemeindenmacheneineKonzentration der Kräfte in den Leitungs- und Verwaltungsstrukturen der Kirchengemeinden und Pfarreien erforderlich.“