Platz für Begegnung

Dekan Peter Bertram im neuen Gemeindesaal, der großzügige Durchblicke zur 1899 eingeweihten Auferstehungskirche gewährt.
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Barrierefreier Campus und neue Räume für Gemeinde und Dekanat Traunstein

 
erschienen im Sonntagsblatt am 18.07.2021, Redakteurin: Susanne Schröder

 

Traunstein. 2014 hatten Gemeinde und Dekanat Traunstein beschlossen, ihren Kirchplatz samt marodem Verwaltungsgebäude zu modernisieren. Sieben Jahre, 2,8 Millionen Euro und drei Wasserschäden später wird der neue »Campus« jetzt eingeweiht.

Wo sich früher unebenes Kopfsteinpflaster über Baumwurzeln wölbte und parkende Autos eine Art Strahlenkranz um die Auferstehungskirche legten, da spannt sich der Martin-Luther-Platz jetzt barrierefreie und luftig zwischen Kirche, Pfarramt und Gemeindehaus. 1000 Quadratmeter Fläche wurden dafür neu gestaltet. In der hellgelben »Villa« teilen sich Pfarramt, Dekanat, Schulreferat und Dekanatsjugendstelle die flächenmäßig halbierten, durch klare Aufteilung aber großzügig gestalteten Räume. Und im Gemeindehaus, das zum Großteil an Diakonie und Verwaltungsverbund vermietet ist, findet im kleinen und großen Saal künftig Gremienarbeit, Erwachsenenbildung und Kirchenmusik ihren Platz.

»Die Nutzung der Räume wird sich stark verdichten«, sagt der Traunsteiner Dekan Peter Bertram, der sowohl Anfang als auch Ende des Bauprojekts als Vakanzvertreter der ersten Pfarrstelle begleitet hat. Damit habe man vorgemacht, was im Zuge von Mitgliederschwund und PuK-Prozess allen Gemeinden geraten würde: »Die Immobiliensituation bereinigen«.

Aus den geplanten Gesamtkosten von 2,4 Millionen Euro sind am Ende 2,8 Millionen geworden, von denen die Landeskirche 1,6 Millionen trägt und der Rest über Eigenmittel der Gemeinde und einen Kredit finanziert wird. Unvorhergesehene Kanalarbeiten, die marode Elektrik in Pfarramt und Dekanat, Statikprobleme beim Bau des Tiefhofs für den Jugendraum, der künftig zum Chillen einlädt, waren die Kostentreiber. »Ein Neubau wäre leichter gewesen«, sagt Bertram trocken.
Dankbar ist der Dekan vor allem den Mitarbeitenden rund um den Martin-Luther-Platz: »Die Corona-Situation, beengtes Arbeiten in den Ersatzräumen, zwei Jahre Baulärm – das alles war nur mit großer Solidarität und Leidensfähigkeit auszuhalten«, sagt er.

Martin-Luther-Platz
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Genauso wie die drei Wasserschäden, deren letzter im Januar – zwei Wochen vor der geplanten Endreinigung – fast noch einmal alles ruiniert hätte. Nur durch Zufall entdeckte der Hausmeister abends, dass aus dem oberen Stockwerk der Villa Wasser an der Fassade heruntersprudelte. Die eilig aus dem Bett gescheuchten Handwerker fanden ein geplatztes Rohr. Die Folge: durchgeweichte Decken, überschwemmtes Parkett, kaputte Lampen.

Ein halbes Jahr später taugt diese Januarnacht zur launigen Anekdote. Am 21. Juli wird der neue Campus von Regionalbischof Christian Kopp eingeweiht. Wenn alle Pläne aufgehen, wird aus dem Platz rund um die bahnhofsnahe Auferstehungskirche ein Begegnungsort, der mit schattigen Bänken Passanten, Mitarbeitende und Gemeindemitglieder zum Gespräch und zum Durchatmen einlädt.