Pfarrerin Susanne Vogt in den Ruhestand verabschiedet

Pfrin. Susanne Vogt
Bildrechte H. Rath

Feierlicher Gottesdienst in der Erlöserkirche /Dank für unermüdlichen Einsatz

erschienen im Mühldorfer Anzeiger, Text: Hans Rath


Mühldorf Mit einem sehr schönen Gottesdienst verabschiedete sich Pfarrerin Susanne Vogt von ihrer evangelischen Gemeinde in den wohlverdienten Ruhestand. Im coronabedingten Rahmen war die Erlöserkirche in der Mühlenstraße gut besucht, der Gottesdienst wurde auch in den Gemeindesaal übertragen.

Pfarrerin Vogt feierte ihren Abschied nicht allein, ihr zur Seite standen Dekan Peter Bertram aus Traunstein, Pfarrerin Gundi Krischock aus Ampfing, Pfarrer Lars Schmidt aus Waldkraiburg und – im Zeichen der Ökumene – Pastoralreferentin Claudia Stadler aus der Pfarrei St. Laurentius in Altmühldorf. Pfarrer Klüter aus Töging hatte kurzfristig absagen müssen.

Der scheidenden Pfarrerin bot sich am Anfang des Gottesdienstes ein ungewohnter Anblick, alle Besucher waren mit Masken erschienen, noch dazu trugen alle das gleiche Exemplar. „Wir dürfen nicht singen“, so die Pfarrerin eingangs, „aber es ist nicht verboten, mit den Knien zu wippen oder mit den Fingern auf die Bank zu trommeln“.

Am Anfang des Gottesdienstes stand Psalm 97, die Gemeinde trug die einzelnen Verse in der alten Übersetzung von Martin Luther vor, während die Pfarrerin eine modernere Version der Verse gewählt hatte. Dem von Claudia Stadler gelesenen Matthäus-Evangelium folgte die Predigt von Susanne Vogt, in deren Mittelpunkt sie die Frage „Was ist wahr?“ stellte. Bezug nehmend auf den Holocaust-Gedenktag vom 27. Januar konstatierte sie, dass es Menschen gibt, die den millionenfachen Judenmord leugneten, der Holocaust sei von den Alliierten erfunden worden, um die Deutschen zu demütigen. Auch die Covid-19-Pandemie wird von Menschen verleugnet, obwohl die Belegschaften der Krankenhäuser am Limit agieren, viele Tote zu beklagen sind. Das Fazit der Pfarrerin: „Es braucht Bereitschaft von einem selbst, um etwas als wahr zu akzeptieren. Jesus zufolge ist Gott die Wahrheit und die Liebe. Dies umzusetzen – das ist für mich Glauben. Das habe ich versucht, in meinen 40 Jahren als Pfarrerin weiterzugeben, gradlinig und authentisch.“ Mit ihrem Konfirmationsspruch (der ist 52 Jahre alt) beendete Susanne Vogt ihre Predigt: „Sende Dein Licht und Deine Wahrheit, dass sie mich leiten“ (Psalm 43, Vers 3).

Es folgte die Verlesung und Überreichung einer Urkunde, in der der Pfarrerin ihr Ruhestand dokumentiert wurde. Ausgestellt hatte sie Oberkirchenrat Stefan Reimers, der Ständige Vertreter des evangelischen Landesbischofs Heinrich Bedford-Strohm. Pfarrer Lars Schmidt las den Text der Urkunde vor: „Pfarrerin Susanne Vogt tritt mit Wirkung zum 1. Februar 2021 in den Ruhestand. Ich danke ihr herzlich für die Verkündigung des Evangeliums“.

Dekan Peter Bertram aus Traunstein versicherte Vogt, sie habe ihrer Gemeinde viel Gutes getan, war immer greifbar und habe nicht nur einen ‚Job‘ gemacht. Sie sei sich immer treu geblieben und habe mit einer gewissen Lust ihre eigene Meinung vertreten. Dekan Bertram: „ Das merkte man, als nach der Predigt spontan Applaus einsetzte, das war  nicht abgesprochen. Vertrauen Sie weiterhin Ihrem Lebensmotto: ‚Gott vertrauen‘.“ Der Dekan gab zugleich bekannt, dass die Stelle in Mühldorf nicht lange vakant bleibe, schon im Sommer werde sie mit Pfarrerin Anita Leonhardt besetzt, die derzeit in Waldkraiburg wirke.

Ihr Waldkraiburger Amtskollege Lars Schmidt, mit dem sie ab sofort per Du ist, bescheinigte Susanne Vogt eine stete Hilfsbereitschaft, sie sei  immer eingesprungen, wenn es notwendig war. Dennoch stand ihre Gemeinde bei ihr an erster Stelle, für die sich einsetze. Pfarrer Schmidt vermutete, dass für Susanne Vogt der Ruhestand eher eine „Zeit des Unruhestands“ werde, sie werde weiter an der Kirche bauen.

Die katholische Kollegin Claudia Stadler kennt Vogt vor allem aus den gemeinsamen Schulgottesdiensten. Sie revanchierte sich für das Geschenk der Pfarrerin anlässlich der Altarweihe in der Kirche St. Laurentius in Altmühldorf, wo Susanne Vogt eine Ruhebank geschenkt hatte. Zusammen mit Pfarrgemeinderat Rudi Salfer   überreichte sie im Namen der Stadtkirche ein ‚ökumenisches Bankerl‘, eine kleine Holzbank mit verschieden Pflanzen darauf.

Bürgermeister Michael Hetzl erinnerte an Susanne Vogts erste Predigt in Mühldorf, wo sie geäußert hat: „Glaube braucht Gemeinschaft und Übung“. Dies sei ihr gelungen, ebenso wie die Jugendarbeit, die ihr immer sehr wichtig war.

Landrat Max Heimerl betonte, dass die scheidende Pfarrerin konsequent gegen das Menschenverachtende angegangen sei. Beim Holocaust-Gedenktag vor einem Jahr habe sie exemplarisch auf dem Mühldorfer KZ-Friedhof einen Mandelbaum gepflanzt. Auch die Ökumene sei ihr immer am Herzen gelegen, sie habe stets den Zusammenhalt gelebt. Gerade in Zeiten von Corona sei es wichtig, sich füreinander einzusetzen. Hier dankte der Landrat gleichzeitig allen Menschen, die sich in der Pandemie besonders engagieren: Ärzten, Krankenhauspersonal, Arzthelferinnen, dem Gesundheitsamt, den Mitarbeitern im Landratsamt, um nur einige zu nennen.

Weitere Dankesworte schlossen sich an. Beate Waldinger-Keindl als Schulleiterin der Grundschule Mößling bezeichnete Susanne Vogt als ein „Geschenk des Himmels“, ihr war das Wohl der Schulkinder immer ein besonderes Anliegen. Norbert Janssens vom Gairo – Kreis, Magdalena Hübner vom Kirchenchor und Sebastian Schaf vom Jugendausschuss fanden ebenso lobende Worte wie Burkhard Schröder, langjähriger Vertrauensmann des Kirchenvorstands.  Im Juli 2012 sei Susanne Vogt in der Gemeinde begrüßt worden, auch mit einem großen Fest, dem Gemeindefest. Dies sei zurzeit nicht möglich, obwohl die Pfarrerin es verdient gehabt hätte. Er habe sie in 6 intensiven Jahren als Vertrauensmann begleitet, vieles habe sie erreicht, die Renovierung der Erlöserkirche und die neue Orgel beispielsweise. Schröder erinnerte sich an viele gemeinsame Stunden im Arbeitszimmer der Pfarrerin oder unter dem Apfelbaum vor dem Gemeindehaus. Die Nachfolgerin Schröders in diesem Amt, Franziska Mocker führte aus, dass sie schon viele gemeinsame Schritte mit Susanne Vogt gegangen sei: Bei ihrer Hochzeit, beim letzten Weg ihres Vaters, bei der Taufe ihrer Kinder. Sie überreichte Susanne Vogt im Namen der Gemeinde ein Fotobuch und einen Gutschein für eine Bank, die im neuen Garten der Pfarrerin Platz finden soll.

Das letzte Wort hatte die sichtlich gerührte Pfarrerin, die sich bei allen Laudator*innen bedankte - für die Worte, für die Unterstützung, für die kritische Begleitung: „Ich bin gespannt, was auf mich zukommt. Langweilig wird mir bestimmt nicht, das Wort kenne ich nicht“. Susanne Vogt drückte zum Schluss die Hoffnung aus, dass die Pandemie bald endet und bedauerte, dass wegen Corona eine gemeinsame Feier entfallen musste. (hra)