Neuer Prädikant für die evangelische Kirche Töging

Stolz zeigt er seine Ernennungsurkunde zum Prädikanten: Dr. Florian Garnich (Mitte) hat das Dokument soeben aus den Händen von Dekan Peter Bertram (links) entgegengenommen.
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erchienen im Altöttinger Anzeiger am 20.10.2023, Text und Bild: Reuter

Dr. Florian Garnich feierlich ins Amt eingeführt – Predigt über die Poesie in den Psalmen

 

In der evangelischen Kirchengemeinde Töging/Neumarkt-St. Veit gibt es einen neuen Prädikanten: Vor wenigen Tagen ist in der Auferstehungskirche Dr. Florian Garnich feierlich in dieses Amt eingeführt worden.

Dies geschah, wie es hieß, genau zum richtigen Zeitpunkt, denn durch den krankheitsbedingten Ausfall von Pfarrer Torsten Fecke ist jede zusätzliche Unterstützung herzlich willkommen, damit die Gottesdienste weiterhin in der Gemeinde gefeiert werden können.

Zwar steht Garnich schon seit zwei Jahren als Lektor in beiden Gemeindekirchen „auf der Kanzel“, nun aber darf er seine Predigten selbst schreiben und das Abendmahl als Berufener einsetzen. Nach den Begrüßungsworten durch den zuständigen Dekan Peter Bertram aus Traunstein stellte Pfarrer Christoph Reichenbach der Gemeinde Töging ihren zukünftigen Prädikanten noch einmal kurz vor. Unter Reichenbachs Leitung hatte Garnich vor drei Jahren seine Ausbildung zum Lektor in der Emmauskirche in München an seinem damaligen Wohnort begonnen. Dort hatte er bereits seit zwölf Jahren dem erweiterten Kirchenvorstand angehört und war im Vereins des Münchners Konzertchores tätig. Beeindruckt zeigte sich Reichenbach davon, mit welcher Tiefe und mit welcher Spiritualität er die Liedstücke ausgewählt hatte. Der Wunsch, Prädikant zu werden, sei in Garnich schon lange gereift, so habe er sich zu Beginn seines beruflichen Werdegangs auch mit dem Gedanken gespielt, Theologie zu studieren und den Weg des Pfarrers einzuschlagen, entschied sich aber dann doch nach seinem Physikstudium für eine Ingenieurslaufbahn. In dieser Funktion war er dort viele Jahre für einen großen Konzern in Sachen Klebstoff weltweit unterwegs, ließ Reichenbach die Zuhörer wissen und wünschte dem neuen Prädikanten, dass all seine Gottesdienste unter dem Wochenspruch stehen mögen: „Heile du mich, HERR, so werde ich heil; hilf du mir, so ist mir geholfen“.

Dekan Bertram nahm in seiner Einführungspredigt Bezug auf das Sonntagsevangelium über die Heilung des Gelähmten. Daran lasse sich ablesen, dass der christliche Glaube, so wie wir ihn verstehen, immer den ganzen Menschen im Blick habe. Statt nur um die Gesundheit gehe es hier um Heilung von Körper und Seele. Der Dienst als Prädikant dient als Kommunikation dieses Evangeliums, so der Dekan weiter und zollte dem neuen Prädikanten seinen Respekt und Anerkennung für die Annahme dieser Aufgabe. Im Anschluss erteilte der Dekan zusammen mit einigen Wegbegleitern als Fürsprecher Dr. Garnich den Segen und überreichte ihm schließlich die offizielle Ernennungsurkunde, die er sichtlich glücklich und mit Stolz entgegennahm.

In seiner selbst geschriebenen, sehr persönlich gehaltenen Predigt spannte der frisch berufene Prädikant den Bogen von der Poesie, die in den Psalmen zu finden ist, hin zu der Kraft von deren Worte, welche die eigene Beziehung zu Gott stärken können. Garnich: „Ist jemand guten Mutes, der singe Psalmen“. Auch wenn viele Menschen bei der aktuellen Nachrichtenlage nicht immer wohlgestimmt seien, so dürfe man sich seiner menschlichen Existenz nicht berauben lassen. Diese bedeute, das Schöne und Wahre zu suchen, zu entdecken, wahrzunehmen und zu preisen. Garnich: „Wer fähig ist, zu fühlen, der reißt keinen Krieg vom Zaun, der massakriert nicht Menschen anderen Glaubens.“ So steht das Wort „Religio“ im ursprünglichen Sinne für Beziehung, das die Handlung eine Beziehung zu Gott herzustellen meint und damit auch zu seinem wahren Selbst.

Nach dem von ihm eingesetzten Abendmahl und den Fürbitten, die übrigens von seiner Tochter Anna-Maria gelesen wurden, gratulierte im Anschluss des Gottesdienstes Karin Kolbinger als Vertrauensfrau im Name des Kirchenvorstandes und der Gemeinde dem neuen Prädikanten.

Dr.Garnich ergriff zum Schluss, sichtlich von der Anspannung des Festaktes gelöst, das Wort und bedankte sich bei der Gemeinde für ihr Kommen und besonders bei seinen Geschwistern und Wegbegleitern aus Studium und Arbeit, die zum Teil für diesen besonderen Anlass sehr weite Anfahrten auf sich genommen hatten. Besonders freute er sich auch über den Besuch des früheren Töginger evangelischen Pfarrers Johann-Albrecht Klüter und von Pfarrerin Dr. Sabrina Wilkenshof, die ihn hier als Gemeindepfarrer und -Pfarrerin in der Ausbildung begleitet hatten. Wer ihm ganz persönlich gratulieren wollte, fand danach beim Sektempfang im Gemeindehaus die Gelegenheit, ehe sich die Familie Garnich mit ihrem Besuch zur Feier im privaten Umfeld zurückzog.

Seine nächste Predigt hält Dr. Florian Garnich zum Reformationsfest am Sonntag, 5. November um 9 Uhr in der Auferstehungskirche in Töging und um 10.30 Uhr in der Friedenskirche in Neumarkt-St. Veit.