Der bayerische evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm äußert sich zum Tod von Papst Benedikt:
„Ich spreche Papst Franziskus und seiner ganzen Kirche meine herzliche Anteilnahme am Tod von Papst Emeritus Benedikt XVI. aus.
Ich habe großen Respekt vor dem Lebenswerk des früheren Papstes. Ganz besonders vor seiner theologischen Gelehrsamkeit. Viele Bücher zeugen davon. Benedikt hat sich immer um den ökumenischen Dialog bemüht. Er hat beim Zustandekommen der Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre 1999 mit den lutherischen Kirchen eine wichtige Rolle gespielt. Was die Ökumene angeht, ist die Bilanz aber gemischt. Bei den Protestanten hat die Erklärung „Dominus Jesus“, die der damalige Kardinal Ratzinger als Präfekt der Glaubenskongregation 2000 veröffentlicht hat, Verletzungen hinterlassen, die nachgewirkt haben. Dort heißt es, die
protestantischen Kirchen seien nicht „Kirche im eigentlichen Sinne“. Die damit verbundene Vorstellung, dass die katholische Kirche die eigentliche Kirche ist und die anderen Kirchen nur „kirchliche Gemeinschaften“, ist kein wirklich tragfähiges Konzept von Ökumene.
Wenn man die Begriffe Liebe und Wahrheit nebeneinanderstellt, die sowohl Benedikt als auch seinem Nachfolger Franziskus besonders wichtig sind, dann würde ich bei Benedikt die Betonung eher bei der Wahrheit und bei Franziskus eher bei der Liebe sehen. Das ist etwa auch relevant für die Frage des gemeinsamen Abendmahls. Will man erst alle theologischen Lehrfragen abschließend klären, bevor ein gemeinsames Abendmahl möglich ist? Oder sagt man, die Gemeinschaft, die Liebe, die Beziehung fordert ein Voranschreiten. Als Papst Franziskus einmal in der evangelischen Gemeinde in Rom nach Fortschritten beim gemeinsamen Abendmahl gefragt wurde, sagte er: „Sprecht mit dem Herrn und geht voran.“ Diesen Satz hätte Papst Benedikt so vermutlich nicht gesagt.
Ich habe immer wieder an die Worte gedacht, die Papst Benedikt anlässlich seines 85. Geburtstags bei einem Gottesdienst in der Cappella Paolina am 16. April 2012 gefunden hat. Zusammen mit einer bayerischen Delegation durfte ich an diesem in kleinen Kreis gehaltenen sehr persönlichen Gottesdienst teilnehmen. „Ich stehe vor der letzten Wegstrecke meines Lebens und weiß nicht, was mir verhängt sein wird. Aber ich weiß, dass das Licht Gottes da ist, dass er auferstanden ist, dass sein Licht stärker ist als alles Dunkel; dass Gottes Güte stärker ist als alles Böse dieser Welt…“ Vermutlich hat er nicht geahnt, dass ihm noch zehn volle Jahre bleiben würden. Aber ich bin sicher, dass er die Wahrheit jener damals gesprochenen Worte jetzt erfährt.“
München, 31. Dezember 2022
Johannes Minkus, Pressesprecher