Herbstsammlung der Diakonie mit Festgottesdienst in der evangelischen Auferstehungskirche Traunstein eröffnet
Mit einem Festgottesdienst hat das Diakonische Werk Traunstein die diesjährige Herbstsammlung eröffnet. In seiner Predigt sagte Diakon Robert Münderlein: „Jeder Mensch braucht eine Wohnung! Zu der im Grundgesetz verankerten Unantastbarkeit der Würde gehört auch menschenwürdiges Wohnen.“ Im Mittelpunkt der Sammlung der Diakonie, die vom 15. bis zum 21. Oktober im ganzen Freistaat durchgeführt wird, stehen die Angebote der Wohnungslosenhilfe.
In Deutschland leben ca. 50 000 Menschen auf der Straße und sind obdachlos, berichtete Münderlein. Doch dies sei leider nur die sichtbare Spitze eines Eisbergs von mehr als 800 000 Menschen, die keine Wohnung haben und wohnungslos sind. Wie es dazu kommen kann, schilderte er anhand der Situation in Traunstein. Wem seine Wohnung gekündigt wird, hat oft enorme Probleme, eine gleichwertige andere Wohnung zu finden. Meist sind in den Jahren zuvor die Kosten für Wohnraum erheblich gestiegen. Kommen in einer solchen Situation auch noch der Verlust des Arbeitsplatzes, die Trennung vom Partner oder eine schwere Erkrankung hinzu, wird häufig entweder keine bezahlbare Wohnung gefunden oder es drohen Mietschulden. Ein Teufelskreis beginnt, aus dem manche schwer oder gar nicht mehr herausfinden. Persönliche Probleme, Armut, hohe Mieten und fehlende intensive und rechtzeitige Beratung tragen dazu bei, dass Menschen ihr Dach über dem Kopf verlieren.
Fachstelle gegen Wohnungslosigkeit gefordert
Wohnungslose Menschen erhalten beispielsweise kein Arbeitslosengeld, wenn sie nicht erreichbar sind. Oder sie werden in die schlechteste Steuerklasse 6 eingestuft, wenn sie arbeiten. „Natürlich bekommen Wohnungslose Lebensmittel von der Tafel, wie auch montags und mittwochs hier im Eingangsbereich unserer Kirche, doch wo sollen sie kochen?“, fragte Münderlein. Die Diakonie bietet im Rahmen der Kirchlichen Allgemeinen Sozialarbeit Beratung und Hilfe an. Es bestehe die Möglichkeit, sich zu duschen, Kleidung zu waschen oder eine Decke zu bekommen. Immer wichtiger werde das Angebot, eine Postadresse bei der Diakonie zu bekommen, um nicht alle Sozialleistungen zu verlieren. Jetzt, Mitte Oktober, seien es bereits 32 Menschen, die auf dieses Angebot angewiesen sind. „Vor sechs Jahren waren es noch 16 im ganzen Jahr, Tendenz steigend!“, so Münderlein. Aufgrund dieser Entwicklung brauche es dringend eine Fachstelle gegen Wohnungslosigkeit, um schnell und intensiv alles zu unternehmen, eine drohende Wohnungsräumung und darauf meist folgende Wohnungslosigkeit zu verhindern.
Mit eindringlichen Worten schilderte Münderlein den täglichen Überlebenskampf derer, die im Freien oder im Auto schlafen müssen, selbst wenn der Winter naht. Auch während des Tages stelle sich dann die Frage, wo es in Traunstein warme öffentliche Räume und preisgünstige warme Getränke gibt. Seien früher wohnungslose Menschen meist in die großen Städte abgewandert, blieben diese nunmehr aufgrund der dort überfüllten Einrichtungen häufig hier. Obdachlosigkeit ist die sichtbare Spitze eines Eisberges. Viele Menschen, die keine eigene Wohnung haben, wohnen bei Freunden oder Verwandten, müssen immer wieder ihre Bleibe wechseln und sind auf das Wohlwollen anderer angewiesen. In Extremfällen werden sie zu Opfern von Gewalt oder sexueller Nötigung.
„Wo menschenwürdiges Wohnen verwirklicht wird, wohnt Gott unter den Menschen“, hob Münderlein hervor. „Mit dem Anspruch, menschenwürdiges Wohnen zu gewährleisten, bewegen wir uns im direkten Kontext von Artikel 1 des Grundgesetzes, wonach die Würde des Menschen unantastbar ist. Sie zu achten und zu schützen, ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“ Wohnen sei also nicht Selbstzweck, sondern diene dem Leben und Zusammenleben ebenso wie der Gemeinschaft. Wo dies nicht gelinge, werde der Sozialstaat zu einer leeren Hülse, die nicht mehr als rhetorischen Wert hat. Das Recht auf menschenwürdigen Wohnraum dürfe genauso wenig in Frage stehen wie das Recht auf Nahrung, auf Kleidung und auf soziale Teilhabe.
Für die Angebote der Wohnungslosenhilfe bittet die Diakonie in Bayern vom 15. bis 21. Oktober um Spenden. Das Spendenkonto lautet: DE 16 7105 2050 0000 0068 90, BIC: BYLADEM1TST, Stichwort H2018.