Hannah von Schroeders ist ab 1. Juli neue evangelische Pfarrerin in Traunstein und Waging
Bericht und Bild: Verena Wannisch
Glaube – das bedeutet für die neue evangelische Pfarrerin Hannah von Schroeders Freiheit und Geborgenheit in einem, gewürzt mit Demut. Diesen Glauben möchte sie ab 1. Juli mit den Christen in Waging und Traunstein teilen und leben. Neben Dekan Peter Bertram und Pfarrer Dr. Manuél Ceglarek übernimmt von Schroeders die dritte volle Pfarrstelle in Traunstein. Sie ist die Nachfolgerin von Pfarrer Barthel Pichlmeier, der im Dezember in Ruhestand gegangen ist. Für die 45-Jährige geht mit der neuen Pfarrstelle ein Traum in Erfüllung. »Ich mag Traunstein und freue mich auf die Menschen.«
Bevor sie nun in Waging und Traunstein als Pfarrerin wirken wird, war sie seit 2014 in Bernau tätig. Dorthin hat es sie familiär bedingt verschlagen. Ihr Mann arbeitet in Salzburg, die Oma hatte in Bernau ein Haus, das zur Verfügung stand. Als dann eine halbe Pfarrstelle in Bernau frei wurde und ihre Elternzeit – von Schroeders hat drei Kinder – gerade ausgelaufen war, hat sie sich darauf beworben. Trotzdem wird sie künftig mit ihrer Familie in Traunstein leben. »Seelsorge soll künftig eine wichtige Rolle in meiner Tätigkeit spielen«, das könne man nur, wenn man bei den Menschen präsent ist. »Pfarrerin sein, das ist kein Bürojob von 9 bis 17 Uhr.«
Gelebte Ökumene ist für von Schroeders sehr wichtig. Da ist es sicher kein Zufall, dass die katholische Pfarrgemeinde in Bernau, als die Pfarrstelle länger vakant war, die evangelische Kollegin »adoptiert« hat – »wenn ein Pfarrer gefragt war, hat man dann eben mich gerufen.« Kein Wunder also, dass sie am vergangenen Sonntag in der katholischen Pfarrkirche von der Gemeinde verabschiedet wurde, »weil coronabedingt dort mehr Leute hineingepasst haben«, sagt von Schroeders. Die ökumenische Idee möchte sie auch in ihrer neuen Wirkungsstätte in Traunstein leben.
Aufgewachsen ist die Pfarrerin im baden-württembergischen Esslingen am Neckar – in einem Elternhaus, in dem das Gebet und der Gottesdienstbesuch »einfach dazu gehörten«, wo der Glaube aber nie eingeengt habe. Warum sie evangelische Pfarrerin geworden ist, darauf hat sie auch für sich bis heute keine klare Antwort. »Mich hat die Theologie interessiert, die Musik, die in der Liturgie eine wichtige Rolle spielt, und die Sprachen, die damit verbunden sind.« Neben Latein und Griechisch, beherrscht sie auch Alt-Hebräisch und dank eines Auslandsjahrs in Jerusalem während des Studiums auch modernes Hebräisch. Dass Pfarrerin-Sein ihr Beruf ist, habe sie während ihres Vikariats in Berlin gemerkt. »Wäre ich nicht in dieser Stadt gewesen und hätte all die Erfahrungen und Eindrücke gesammelt, weiß ich nicht, ob ich Pfarrerin geworden wäre«, sagt sie.
Da Freiheit für von Schroeders ein wichtiger Aspekt ist, genießt sie es auch, in der evangelischen Diaspora Oberbayern leben und arbeiten zu dürfen. »Hier habe ich mehr Freiheiten, weil ich mich nicht der Mehrheit anpassen muss«, sagt die 45-Jährige. Besonders wichtig ist ihr die Vielfalt im Glauben. »Ich suche dabei stets das Verbindende, nicht das Trennende«, betont die Pfarrerin.
Mit offenen Armen und Ohren möchte sie in den nächsten Wochen auf die Gemeinde in Waging und auch in Traunstein zugehen, zuhören und erfahren, welche Bedürfnisse die Gläubigen haben. »Ein vorgefertigtes Konzept, was ich alles umsetzen möchte, habe ich mir ganz bewusst nicht gegeben.« Verena Wannisch