Gut besuchter Himmelfahrts-Gottesdienst im Grünen mit Susanne Breit-Keßler
Text und Bild: Veronika Mergenthal
Teisendorf, 05.05.2016 - „Himmelfahrt im Grünen – passender geht es nicht“, zeigte sich Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler beim Christi-Himmelfahrts-Gottesdienst im Freien in Teisendorf beeindruckt. Zum Abschluss ihrer Visite in der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Freilassing, zu der auch Mitterfelden und Teisendorf gehören, hielt sie dort die Festpredigt. In ihren anregenden und kritischen Worten mahnte sie die Kirchen und Gemeinden auch, dem aktuellen „Rechtsruck“ in Europa zu widerstehen.
Zahlreiche Besucher hatten sich im Geopark Eichelgarten versammelt, darunter auch Landrat Georg Grabner, Bürgermeister Thomas Gasser, einige Asylbewerber und zahlreiche Familien mit Kindern, die sich zum Teil auf den Findlingen niedergelassen hatten.
Der Posaunenchor begleitete auf festliche Weise den Gemeindegesang mit Liedern wie „Du meine Seele, singe“ oder „Wir feiern deine Himmelfahrt“ sowie zum Abschluss „Großer Gott, wir loben dich“. Der Abendmahlsgottesdienst wurde vom Freilassinger Pfarrer Ewald Seißler, dem Mitterfeldener Pfarrer Werner Buckel, Diakonin Harriet Tögel und Dekan Peter Bertram aus Traunstein gemeinsam mit der Bischöfin zelebriert.
Beim einstimmenden „Kyrie“ bat Pfarrer Buckel, anknüpfend an den Abschied der Jünger von Jesus an Christi Himmelfahrt, um das göttliche Erbarmen bei eigenen Abschieden, in Phasen der Unsicherheit und in der Angst vor dem Unbekannten.
Wie die Bischöfin zu Beginn ihrer Predigt betonte, zeige dieses Fest, dass wir unsere Kraft und unsere Weisheit nicht alleine aus uns selber schöpfen müssten. Sie deutete Christi Himmelfahrt auch als Aufruf, mit den Menschen im Gespräch zu bleiben, auch denen, die der Kirche nicht nahe stehen, und nicht nur in den Himmel zu starren, sondern sich der Welt zuwenden. „Wir müssen keine besondere Heiligkeit nachweisen“, stellte sie klar und rückte das „Priestertum aller Getauften“ in den Fokus. Sie wies dabei auf den reichen Schatz der verschiedenen Charismen in der Kirchengemeinde Freilassing hin.
Himmelfahrt sei eine „Verheißung“, auch wenn das Drumherum manchmal eine andere Sprache spreche. In diesem Zusammenhang beleuchtete sie die aktuelle Rolle der Kirchen, die heute kein Monopol darauf mehr hätten, Leben und Sterben zu deuten und Sinn zu stiften. „Wir sind mitteln auf dem Markt“, betonte sie. Mögliche Reaktionen darauf seien der Rückzug und die Sehnsucht nach einer Nische, die Anpassung und „Verdunstung“ des eigenen Profils oder das „erbitterte Ankämpfen“ gegen alles Unchristliche. Alle drei Reaktionen seien „völlig unbiblisch“. Jesus sei die fleischgewordene Kommunikationsfähigkeit und habe sich als Mensch Missverständnissen und Angriffen ausgesetzt. In seiner Nachfolge sollten Christen Salz der Erde und Licht der Welt sein.
Beeindruckt zeigte sich Susanne Breit-Keßler davon, wie dieser Auftrag in Freilassing bereits in verschiedenen Initiativen gelebt wird, ermutigte jedoch, noch weiter zu gehen: „Diese Gemeinde kann noch mehr Himmelfahrt erleben, ohne den Boden unter den Füßen zu verlieren.“ Besonders ans Herz legte sie allen für das Reich Gottes Aktiven, ein „echtes Netzwerk“ zu bilden, sich auszutauschen und einander der eigenen Stärke zu vergewissern, denn: „Tägliches Einzelkämpfertum kann schon mal müde machen.“
Lebendige Eindrücke hat sie von ihrer Visitation mitgebracht. Etwa von der Arbeit der Ehrenamtlichen mit den Flüchtlingen, die die Bischöfin tief beeindruckte. Hier gelte es, andere Meinungen zu verstehen, selbständig zu denken, sorgfältig zu argumentieren und im Blick zu behalten, dass „uns im Geringsten unserer Brüder und Schwestern der Herr selber begegnet“. Dass in der „Multi-Kulti-Stadt“ Freilassing über 80 Nationen leben, sei „kein Himmelfahrtskommando, sondern eine Möglichkeit, der Welt zu zeigen, wie es geht“. Anlässlich ihres Besuchs im Fortbildungsinstitut der Polizei wies sie auf deren Auftrag hin, dafür zu sorgen, dass alle Mesnchen mit Anstand und Respekt behandelt werden. Die Einmaligkeit jedes Einzelnen zu respektieren, werde in der Integrativen Kindertagesstätte selbstverständlich schon den Kleinsten vermittelt. Die Bischöfin erzählte von einer Begegnung mit einem kleinen syrischen Moslem, der sie gefragt habe, ob sie eine „Jesuskette“ trägt, und mit ihr dann ein „theologisches Gespräch“ über den Frieden geführt habe. „Warmherzige Arbeit“ und einen „himmlischen Geist“ stellte die Predigerin in der Diakoniestation fest. Nachhaltige Eindrücke hinterließen auch der Weltladen und die Tafel, die einen Fahrer und mehr Raum benötige. Die Unterscheidung zwischen Himmel und Erde helfe, „dubiosen Verheißungen“ wie dem aktuellen Rechtsruck in Europa zu widerstehen. Dazu brauche man auch die Jugend. Die jungen Menschen in der Kirchengemeinde Freilassing zeigten beispielhaft, „dass Kirche cool ist“. Abschließend nannte Breit-Keßler Himmelfahrt eine „konstruktive Unruhe, damit die Erde dem Himmel etwas ähnlicher wird“.
Als Geschenk überreichte ihr Seißler eine Solarlampe. Natürlich gab es Blumen und Geschenke für das gesamte Visitationsteam. Das Fest klang mit einem geselligen Imbiss aus.