Amtseinführung von Pfarrer Alexander Schmidt in Garching a.d.Alz

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Die Predigt –  Werbung für die Kirche

Amtseinführung des neuen evangelischen Pfarrers Alexander Schmidt  


Garching (Text und Bild: Frank Bartschies, Alt-Neuöttinger Anzeiger) Die evangelisch-lutherische Gemeinde hat wieder einen eigenen Pfarrer: Alexander Schmidt (39) ist am gestrigen Montag  von Dekan Peter Bertram feierlich in sein Amt eingeführt worden. Beim Einzug in die Versöhnungskirche wurde Schmidt außerdem von seinen Amtskollegen Thorsten Fecke aus Burghausen, Hans-Ulrich Thoma aus Altötting,  Udo Sehmisch aus Neuötting, Josef Höglauer aus Trostberg, Prädikantin Beate Adler,  den katholischen Geistlichen Pfarrer Michael Witti und Pater Nelson Parakkadath sowie Mitgliedern des Kirchenvorstands  begleitet.

Pfarrer Thoma erinnerte anlässlich des Nationalfeiertags an die friedliche Revolution für die  deutsche Einheit, bei  der das Zusammenwachsen von Menschen in Frieden und Freiheit im Mittelpunkt gestanden habe, wie es Dekan Bertram im Anschluss formulierte. Außerdem  hatte Thoma eine freudige Nachricht für die Kirchengemeinde: Die Landeskirche habe ihre Zusage für die Renovierung der Versöhnungskirche in Hartfeld gegeben, die Ausschreibung der Gewerke könne erfolgen.

Dekan Bertram brachte seine Freude über die Amtseinführung von Alexander Schmidt  zum Ausdruck. „Er hat schon einen interessanten und bewegten Lebenslauf hinter sich“, so der Dekan über den neuen Pfarrer. Nach einer Ausbildung zum Dolmetscher für Englisch und Spanisch habe Schmidt kurzzeitig als Flugbegleiter gearbeitet und sei dann aus dem Rheinland nach Nürnberg gegangen, um sich dem Studium der Religionspädagogik zu widmen, dem sich ein Theologiestudium in Neuendettelsau und Wuppertal anschloss.  Dekan Bertram ließ zur Erheiterung der Kirchengemeinde  nicht unerwähnt, dass Schmidt auch als Call-Center-Agent für einen französischen Modekatalog sowie für einen Automobilclub tätig gewesen sei –  in letzterer Funktion mit den Aufgaben Mitgliederrückgewinnung und Kundenbetreuung, was auch für die Kirche nicht ganz unwichtig  sei.

Auf die Freiheit zurückkommend, rief der Dekan dazu auf, das Leben in vollen Zügen und mit allen Sinnen zu genießen und in Freiheit das Potenzial zu entfalten, das in jedem Menschen steckt. „Der Geist Gottes ist es, der frei macht“, sagte Bertram und wünschte Alexander Schmidt, diese Freiheit möge ihn in seiner neuen Aufgabe begleiten. Dekan Bertram und Pfarrer Udo Sehmisch überreichten anschließend an Alexander Schmidt die Installationsurkunde von Landesbischof Dr. Heinrich Bedford-Strohm. Fünf Assistenten – dem neuen Pfarrer nahestehende Personen – sprachen diesem anschließend ihr biblisches Votum zu.

Nach der Segnung und offiziellen Amtseinführung zog Alexander Schmidt  in seiner ersten offiziellen Predigt in der Gemeinde einen Vergleich zwischen Predigt und Werbung. Mit beidem müsse man Aufmerksamkeit, Interesse und Begierde für das Produkt wecken und dies alles auch mit etwas Action verbinden. Sollte das gelingen, scheine es möglich, „dass die Kirche jeden Sonntag wieder voll ist“. Allerdings sei kein Mensch perfekt, auch kein Prediger und keine Predigt. Und dieses Wissen schaffe persönliche Erleichterung.

Schmidt setzte dies in   Bezug  zum Apostel Paulus und dessen Forderung nach einem vollkommenen Christen. Er selbst schaffe das nicht, gab Schmidt zu, er sei ein Mensch  mit Schwächen und Fehlern – „und manche davon mag man vielleicht auch“. Und er wolle über sein eigenes Leben bestimmen. Letztlich kam Schmidt auf den Unterschied zwischen „heilig“ und „geheiligt“ zu sprechen:  Gott wolle, dass der Mensch im christlichen Sinn ein geheiligtes Leben führt ohne Einschränkungen. Geheiligt sei dieses Leben, „weil man zu Gott gehört, weil Gott den Menschen liebt“.

Nachdem die Geistlichkeit nach der Feier die Kirche kurz verlassen hatte, um  Talare und Messgewänder abzulegen und in Zivilkleidung zurückzukehren, folgten noch Grußworte. Bürgermeister Christian Mende brachte seine Freude über den Amtsantritt des neuen Pfarrers zum Ausdruck und darüber, dass der Renovierung der Kirche nun nichts mehr im Weg steht. Schmidt gegenüber  äußerte er die Hoffnung auf segensreiches Wirken und gute Zusammenarbeit mit der Kommune.

Der katholische Pfarrer Michael Witti, der in Garching die Pfarreien Hart und Wald betreut, nahm sich die Einheit zum Thema, sowohl politisch als auch kirchlich, und sagte: „Es ist ein Kreuz mit der Einheit.“ Damit bezog er sich auf die angekündigten Demonstrationen und die damit verbundenen Schutzmaßnahmen am selben Tag in Dresden anlässlich  der Feier des Jahrestags der deutschen Einheit.  Verträge alleine reichten nicht für eine Einheit. Diese müsse von unten wachsen, von Mensch zu Mensch gehen, wolle man echte Einheit statt eines „Einheitsbreis“. „Und da sehe ich momentan ganz viele Möglichkeiten“, so Witti zum Zusammenwachsen der  christlichen Konfessionen, „auch wenn es schmerzt, dass  wir am Tisch des Herrn noch getrennt sind.“

Bereits in früheren Jahren, weit vor dem Konzil,  habe die evangelische Gemeinde  eine Heimat in der katholischen  Pfarrkirche Hart gefunden. Und in diesem Sinn versprach Witti anlässlich der bevorstehenden Renovierung der evangelischen  Kirche: „Wenn’s beim Dach nass reingeht beim Eindecken, dann  seid’s  jederzeit herzlich willkommen!“   Witti unterstrich dies mit einem Geschenkkorb, den er  Alexander Schmidt zur Begrüßung überreichte.

Prädikantin Beate Adler  brachte die Freude von Kirchengemeinde und Kirchenvorstand zum Ausdruck, in  Alexander Schmidt einen Pfarrer zu haben, der die Öffentlichkeit nicht scheut. Dabei wies Adler noch auf einen weitern Vorzug des Geistlichen hin:  Er bäckt gerne –  als Geschenk gab es ein Buch „Göttliche Kuchen“.  Bevor die Gemeinde dann die Gelegenheit nutzte, den neuen Pfarrer im  Rahmen eines Stehempfangs im persönlichen Gespräch näher kennenzulernen, brachte Claus Müller von der evangelischen Gemeinde Herrsching noch seinen Dank an Alexander Schmidt für dessen Arbeit als Vikar in der Gemeinde am Ammersee zum Ausdruck –  auch im Namen der dortigen drei Pfarrerinnen. Musikalisch begleitet wurde der Gottesdienst von  der Evangelischen Kantorei unter Leitung von Manfred Grimme und von Larissa Pfeffer an der Orgel. -fb